Logopädische Praxis Günter Sigle

Sprechstundenzeiten

Wir sind für Sie von Montag bis Freitag da. Termine nach (telefonischer) Vereinbarung. Die Durchführung von Hausbesuchen ist möglich.

Die logopädische Praxis Günter Sigle bietet seit mehr als 20 Jahren logopädische Therapie im ambulanten Bereich an. Aufgaben sind Diagnostik, Beratung und Therapie bei sprach- und sprechauffälligen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sowie ggf. deren Angehörigen.
Die Praxiszweigstelle im tegralis-Gesundheitszentrum in Köln-Widdersdorf hat seit September 2012 zusätzlich zur Lövenicher Praxis ihren Betrieb aufgenommen.
Auf der gleichen Ebene, sozusagen „Tür an Tür“, praktizieren auch eine Praxis für Physiotherapie sowie eine Praxis für Ergotherapie. Der interdisziplinären Zusammenarbeit kann somit zum Wohle unserer Patienten noch mehr Rechnung getragen werden.

Kooperation ist selbstverständlich

In der Betreuung der PatientInnen und ihrer Angehörigen arbeitet die Praxis in engem Kontakt mit ÄrztInnen, TherapeutInnen, PädagogInnen, ErzieherInnen Einrichtungen und Institutionen im gesamten Einzugsgebiet und darüber hinaus. Im Bereich Lese-Rechtschreibstörungen besteht u. a. eine Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Köln.

Team

Dem gesamten Praxisteam in Widdersdorf und Lövenich gehören derzeit 12 berufserfahrene Logopädinnen und Logopäden an. Aufgaben sind Diagnostik, Beratung und Therapie bei sprach- und sprech- und schluckauffälligen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sowie deren Angehörigen.

In Köln-Widdersdorf sind tätig:

Julia Holtheuer, Logopädin Bc. Sc., Abschluss in Idstein. Seit 2015 in der Praxis beschäftigt. Schwerpunkte in den Bereichen Kindersprache und LRS. Zusatzqualifikationen u.a. in den Bereichen auditive Wahrnehmungsstörungen und Lese-Rechtschreibstörungen.

E-Mail: julia.holtheuer@tegralis.net

Robert Kops, Logopäde, staatliches Examen in Saarbrücken. Seit 2015 in der Praxis beschäftigt. Schwerpunkte in den Bereichen Aphasie, Dysarthrie, Dysphagie, Stimmstörungen, Hörstörungen (CI) und Sprachentwicklungsstörungen. Zusatzqualifikationen u.a. in den Bereichen F.O.T.T. (Facio-Orale-Trakt-Therapie), PNF, Trachealkanülenmanagement, Personenzentrierte Kinderspieltherapie, Funktionale Stimmtherapie und SpAT; LSVT® LOUD-Therapeut (Lee Silverman Voice Treatment), Sprachreich©-Trainer.

E-Mail: robert.kops@tegralis.net

Günter Sigle, abvolvierte sein staatliches Examen zum Logopäden 1988 in Aachen. Danach Tätigkeit als Logopäde im sozialpädiatrischen Zentrum in Brühl. Seit Januar 1991 selbstständig in eigener Praxis in Köln-Lövenich. Schwerpunkte in den Bereichen Kindersprache, Stottern, Stimmstörungen, Lese-Rechtschreibstörungen. Referent/Seminarleiter bei Fortbildungen für ErzieherInnen (Sprachentwicklung beim Kind, Mehrsprachigkeit beim Kind, Sprache und Gender);
Seminarleiter/Trainer für Menschen in Sprecherberufen (u.a. IBM, Terumo AG, DEVK). Von 1996 bis 2004 berufspolitisch aktiv im Deutschen Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) (Freiberuflerkommission). Referent bei Praxisgründungsseminaren für LogopädInnen und SprachtherapeutInnen.
E-Mail: guenter.sigle@tegralis.net

Janis Stock, Logopäde, staatliches Examen in Köln. Seit 2015 in der Praxis beschäftigt. Schwerpunkte in den Bereichen Kindersprache, LRS, Aphasie, Dysarthrie und Dysphagie. Zusatzqualifikationen u.a. im Bereich Lese-Rechtschreibstörungen.

E-Mail: janis.stock@tegralis.net

Das Therapieangebot

In der Praxis werden Menschen jeden Alters mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie Lese-Rechtschreibstörungen untersucht und behandelt. (wenn medizinisch indiziert, auch in Form eines Hausbesuches).

Dies können sein:

  • Säuglinge und Kleinkinder mit angeborenen Fehlbildungen im Gesichtsbereich (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte), mit zentralmotorischen Körperbehinderungen oder angeborenen Hörstörungen.
  •  Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Redeflussstörungen, z.B. Stottern, Poltern.
  •  Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene mit Sprachentwicklungsstörungen (Störungen der Aussprache und des Satzbaus, eingeschränkter Wortschatz)
  •  Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Schriftspracherwerbsstörungen (Lese-Rechtschreibstörung)
  •  Erwachsene mit Aphasien, Dysarthrien, und Dysphagien (auch Trachealkanülenmanagement)
  •  Kinder und Jugendliche mit Zungendysfunktionen (myofunktionelle Störungen)
  •  Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Stimmstörungen (z.B. nach hoher stimmlicher Belastung)
  •  Erwachsene nach Kehlkopfoperationen

Logopädische Therapie wird vom Arzt verordnet und ist Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen und privaten Krankenversicherer.

Qualität, Spezialisierung und Fortbildung

Alle Mitarbeiter bilden sich intern und extern regelmäßig fort, um sich auf bestimmte Störungsbilder zu spezialisieren und andere oder neue Behandlungsmethoden in ihre Arbeit integrieren zu können (z. B. Fortbildungen im Bereich F.O.T.T. (Facio Orale Trakt Therapie n. K. Coombes), Trachealkanülen-Management, Lee Silverman Voice Treatment, TAKTKIN, P.O.P.T. n. Fox).
In der Praxis finden regelmäßig Supervisionen, Hospitationen und eine wöchentliche Teambesprechung statt. Während der Behandlungen werden auch computer- und videounterstützte Therapieverfahren eingesetzt.

Vorträge/Seminare

Auf Wunsch bieten wir Informationsveranstaltungen und Seminare zu verschiedenen Themen für verschieden Zielgruppen (Eltern, ErzieherInnen, Lehrer, Pflegekräfte etc.) an.

  •  Sprachentwicklung beim Kind
  •  Mehrsprachigkeit beim Kind
  •  Störungen der Stimme
  •  Stottern
  •  Schluckstörungen
  •  Aphasie/Dysarthrie
  •  Schriftspracherwerbsstörungen
Informationen zu den von uns behandelten Störungsbildern

Stottern

Unter Stottern versteht man Störungen des Redeflusses durch unfreiwilliges Wiederholen und Dehnen von Lauten, Silben und Wörtern und/oder Sprechblockaden. Pressendes Verharren in der Artikulationsstellung und auffällige Bewegungen der Mimik und Körpermotorik (sog. Mitbewegungen) können bei Stottern auftreten, ebenso emotionale Begleiterscheinungen (Angst-, Wut-, Schamreaktionen) und sprachliches und/oder soziales Vermeideverhalten. Oft ist die gesamte Kommunikation (auch die Situation des Gesprächspartners) beeinträchtigt. Stottern wird daher auch als Kommunikationsstörung bezeichnet.

Altersgemäße Sprechunflüssigkeiten

Im Alter zwischen 2 1/2 und 4 1/2 Jahren treten bei ca. 80% aller Kinder im Rahmen ihrer Sprachentwicklung Phasen auf, in denen sie manchmal Satzteile, Wörter oder Silben wiederholen oder im Sprechen innehalten, um das richtige Wort zu finden oder den Ablauf des Satzes richtig gestalten zu können. Diese Unsicherheiten im Sprechablauf sind völlig üblich. Sie werden von den Fachleuten als altersgemäße Sprechunflüssigkeiten bezeichnet. Sollte sich die Symptomatik von einem anstrengungsfreien zu einem anstrengungsvollen Stotterverhalten entwickeln, müssen die Eltern darauf hinwirken, dass sich kein wirkliches Stottern einstelllt. Zur genaueren Abklärung sollte dann ein Logopäde aufgesucht werden.

Ursachen von Stottern

Eindeutige Erklärungen gibt es bis zum heutigen Tage nicht. Man geht davon aus, dass Stottern auf Grund verschiedener kombinierter Faktoren entstehen kann (genetische Vorbelastung; körperlicher, geistiger, sprachlicher Entwicklungsstand; psychische Befindlichkeit etc.). Viele Symptome entstehen erst als Reaktion auf das anfängliche Stottern und verändern sich im Laufe der Zeit ständig.

Logopädische Behandlung

In der wissenschaftlichen Literatur finden sich unzählige Methoden über die Therapie des Stotterns bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das „Allheilmittel“ wurde bis zum heutigen Tag leider noch nicht gefunden, wenn auch in den Medien gerne von spektakulären neuen Heilmethoden berichtet wird. Es existieren jedoch erfahrungsgemäß durchaus wirksame Methoden, um das Stottern positiv zu beeinflussen.

Die grundsätzliche Vorgehensweise in unserer Praxis sieht folgendermaßen aus: Nach eingehender Diagnostik wird versucht, mögliche Faktoren, die das Stottern aufrechterhalten und verstärken können (z.B. falsches Verhalten von Bezugspersonen bei auftretendem Stottern) durch eingehende Elternberatung oder Verhaltenstraining abzubauen und Sprechflüssigkeit förderndes Verhalten zu vermitteln. Es wird, abhängig von Alter und Stottersymptomatik (z. B. Ausprägung des Störungsbewusstseins), auch direkt mit dem Kind gearbeitet. Dabei geht es bspw. um Förderung des kommunikativen Selbstbewusstseins, kennen lernen des eigenen Stotterns und um die Veränderung des Stotterns in Richtung „flüssiges Stottern“ und somit um den Abbau der Symptomatik insgesamt. Bei jugendlichen und erwachsenen Stotternden wird noch direkter auf das Stottern Bezug genommen. Meist über viele Jahre aufgebaute Verhaltensweisen (Vermeideverhalten, körperliche Reaktionen während des Stotterns etc.) sollen erkannt, verändert und abgebaut werden. Dabei werden u.a. verhaltenstherapeutische Methoden (Systematische Desensibilisierung, Entspannungstraining, Verfahren zur direkten Beeinflussung des Stotterns, z.B. weniger anstrengende Sprechweise) unter Einbeziehung der Umwelt (bei jugendlichen und erwachsenen Stotterern Kindergarten, Schule, andere Alltagssituationen) angewandt.

Die logopädische Behandlung erfolgt in der Regel nach ärztlicher Verordnung (privat und alle Kassen).

Wenn Sie Fragen zum Thema Stottern haben, von Ihren Erfahrungen berichten möchten oder Beratung wünschen, schreiben Sie uns oder rufen Sie einfach an. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Sprachauffälligkeiten bei Kindern

Von einer gestörten Sprachentwicklung spricht man, wenn der Erwerb von sprachlichen Äußerungen einerseits zu spät, andererseits aber auch sehr langsam bzw. unvollständig erfolgt. Sofern keine organischen Ursachen zu finden sind, liegt eine sog. spezifische Sprachentwicklungsstörung vor. Folgende Symptomgruppen lassen sich unterscheiden:

Gestörte vorsprachliche Entwicklung/Gestörter Sprachentwicklungsbeginn:
Das Kind schreit, gurrt und lallt kaum; Das Kind hört zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat mit Lautäußerungen auf (dies könnte ein Hinweis auf eine Hörstörung sein, s.a. „Hörstörungen“). Bereits im Kindergartenalter (oder gar früher) können Kinder mit Problemen beim Spracherwerb auffallen. Dabei kann die kindliche Ausdrucksweise sehr unterschiedlich gestört sein:

Störungen der Aussprache

Laute bzw. Lautverbindungen werden

  •  weggelassen (Blume = Lume) und/oder
  •  durch andere ersetzt (Kuh = Tuh) und/oder
  •  falsch gebildet (Schule = Sule); vgl. auch „Lispeln“

Lispeln (Sigmatismus)

Bei Kindern häufig auftretende Artikulationsstörung, bei der „S“-Laute fehlerhaft gebildet werden (z.B. Zunge zwischen den Zähnen).

Eingeschränkter Wortschatz

Der Wortschatz des Kindes ist zu klein, d.h. es kann viele Dinge noch nicht altersgemäß benennen. Es verwendet stattdessen hinweisende Ausdrücke (z.B. „das da“) und gebraucht für unterschiedliche Worte (z.B. für „Keks“, „Brot“ und „Löffel“) stets den selben Begriff („Happa“). Diese Störung tritt in der Regel nie isoliert auf, sondern häufig in Kombination mit Dyslalie und/oder Schwierigkeiten beim Grammatikerwerb.

Grammatische Störungen/morphologisch-syntaktische Störungen
Gemeint sind Störungen beim Erwerb und Gebrauch der Grammatik, d.h. der Wort- und Satzbildung. Es zeigen sich bspw. folgende Auffälligkeiten:

  •  Auslassungen von Wörtern und Satzteilen (sog. Telegrammstil: „Timo Hause“, „Mama Ball“, „Susi steht Tisch“)
  •  Falsche Stellung der Wörter im Satz („Heute nach Hause gehe ich“)
  •  Fehlende Form, z.B. Verwechseln von Artikeln („der Mädchen“); Verben werden nicht gebeugt („ich gehen“, „du machen“)
  •  Vergangenheits- und Zukunftsformen werden nicht oder falsch benutzt („ich bin gegangt“, „ich habe gegesst“)

Eingeschränktes Sprachverständnis/Sprachverständnisstörung

Trotz intakten Gehörs wird die Bedeutung von Wörtern und Sätzen nicht verstanden. Diese Störung fällt im Alltag oft nicht auf, weil die Kinder sich am Situationszusammenhang und der Mimik und Gestik des Gesprächspartners orientieren und dadurch wissen, was gemeint ist. Verläuft die Entwicklung aller o.g. Bereiche verzögert, spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung. Selbstverständlich müssen die Äußerungen des Kindes immer im Verhältnis zu seinem Alter gesehen werden. So verwendet ein 2-jähriges Kind normalerweise 2-3-Wort-Äußerungen und noch keine komplizierten Satzkonstruktionen. Entsprechendes gilt für die Entwicklung der Aussprache und der anderen geschilderten Bereiche. Eine normal ablaufende Sprachentwicklung ist jedoch auch immer das Ergebnis einer positiven Gesamtentwicklung (geistige und motorische Entwicklung, Entwicklung d. Hörens, Sehens, Tastens etc., soziale und emotionale Entwicklung) und sollte nicht losgelöst davon betrachtet werden.

Ursachen von kindlichen Sprachstörungen

In der Regel kommen immer mehrere Verursachungsfaktoren in Frage, die die Aufrechterhaltung einer Sprachstörung bedingen können. Im einzelnen können die Ursachen vier Bereichen entstammen:

  •  Organische Ursachen (z.B. Hörstörungen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, neurologische Störungen, Bewegungsstörungen etc.)
  •  Vererbte Ursachen (Sprachstörung wird nicht vererbt, aber Disposition zu einer Sprachschwäche kann vorliegen)
  •  Soziokulturelle Ursachen (z.B. zu viel Fernsehen, wenig Kommunikation in der Familie, wenig Sprachanregung, falsches Verhalten bei Zweisprachigkeit etc.)
  •  Psychische Ursachen (z.B.durch Partnerschaftskrisen, Erziehungsunsicherheiten, Trennung d. Eltern etc.)

Spezielle Formen von Sprach-/Sprechauffälligkeiten:
– Näseln (Rhinophonie)
Sprechen mit näselndem Stimmklang
• Offenes Näseln: Der Luftstrom kommt durch die Nase statt durch den Mund (z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder bei „Schonhaltung“ nach „Polypen“-Entfernung)
• Geschlossenes Näseln: Der Luftstrom kommt durch den Mund, wenn er durch die Nase kommen sollte (z.B. bei „Polypen“ und schwerem Schnupfen)
– Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG)

LKG-Spalten sind Fehlbildungen des Gesichts, deren Entstehung noch nicht endgültig geklärt ist. Der Ort der Fehlbildung (Mund- und Nasenraum) und dessen Nähe zu Ohr und Kehlkopf können sich auf die Sprachentwicklung des Kindes nachteilig auswirken. Im interdisziplinären Team (zusammen mit Kieferchirurg, HNO-Arzt, Kieferorthopäde) muss die Behandlung frühzeitig beginnen. Bereits im Alter von wenigen Monaten sollte das Kind einer LogopädIn vorgestellt werden (z.B. Elternberatung, Behandlung der evtl. gestörten Trink- und Kaufunktion, Schaffung der muskulären Voraussetzungen für spätere Artikulation). Später sollen falsche Artikulationsmuster, die sich das Kind im Laufe der Zeit angeeignet hat, abgebaut und durch korrekte neue ersetzt werden.

– Sprachauffälligkeiten bei Zwei-/Mehrsprachigkeit
Es besteht die Gefahr, die Muttersprache mehrsprachiger Kinder in ihrer Entwicklung zu bremsen (z.B. in Kindertagesstätten, Schulen etc.). Dies kann wiederum eine Verzögerung der Zweitsprache zur Folge haben, da die Sprachfähigkeiten der Muttersprache als Grundlage für den Zweitspracherwerb dienen. Die Muttersprache ist demzufolge kein Hindernis für den Deutschlernprozess. Eltern sollten deshalb in der (jeweiligen) Muttersprache mit ihren Kindern sprechen (Prinzip: „Eine Sprache – eine Person“). Das Kind soll lernen, beide Sprachen zu trennen und nicht zu vermischen.

Logopädische Therapie

Die Aufgabe des Logopäden besteht u.a. darin, Abweichungen von der Normalentwicklung zu erkennen und ggf. Behandlungsvorschläge zu machen bzw. die Behandlung durchzuführen. Bei sehr kleinen Kindern (ca. 2-3 Jahre) wird häufig zuerst eine Elternberatung favorisiert, in der u. a. sprach- und sprechfördernde Verhaltensweisen besprochen und eingeübt werden können. Die direkte Therapie mit dem Kind verläuft immer in spielerischer Form, je nach Ausprägung der Störung ein- bis mehrmals wöchentlich ca. 45 Min.. Die logopädische Behandlung erfolgt in der Regel nach ärztlicher Verordnung (privat und alle Kassen).
Wenn Sie Fragen zum Thema Sprachauffälligkeiten bei Kindern haben, von Ihren Erfahrungen berichten möchten oder Beratung wünschen, schreiben Sie uns oder rufen Sie einfach an. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Stimmstörungen (Dysphonien)

Es handelt sich hierbei um Krankheiten der Stimme, die durch eine Störung des Stimmklanges und der stimmlichen Leistungsfähigkeit gekennzeichnet sind. Als Ursachen von Stimmstörungen können in Frage kommen:
Funktionelle Ursachen: z.B. durch Gewohnheit bedingter unzweckmäßiger Stimmgebrauch, durch zu starke Anstrengung, übermäßiger, zu langer, oder zu lauter Stimmgebrauch.

Psychische Ursachen: z.B. psychosozialer Stress etc.
Hormonelle Ursachen
Organische Ursachen: z.B. nach Lähmungen des Kehlkopfnervs.
Die Patienten zeigen bspw. Symptome wie:

  •  Klangveränderung der Stimme (Heiserkeit, brüchiger, belegter, knarrender oder verhauchter Stimmklang, Aphonie (Wegbleiben der Stimme))
  •  zu hohe oder zu tiefe Sprechstimmlage
  •  zu leise oder zu laute Sprechstimme
  •  Verspannungen und Fehlstellungen der Zunge, der Lippen, des Unterkiefers, der Gesichts-, Hals-, Rachen- Nacken-, Schulter- und evtl. der gesamten Körpermuskulatur (damit verbunden häufig Kloßgefühl im Hals)
  •  gestörte Atmung beim Sprechen (z.B. Schnappatmung mit hörbarem Einziehen)
  •  Enge Artikulation mit geringen Kieferöffnungsbewegungen, unzureichende Lippenbewegungen

Organische Veränderungen der Stimmlippen (ugs. „Stimmbänder“) wie z. B. Stimmlippenknötchen sind als Folge dauerhaften falschen Stimmgebrauchs nicht selten.

Logopädische Therapie

Nach eingehender Untersuchung wird gemeinsam mit dem Patienten ein individueller Therapieplan aufgestellt. Es werden je nach Art und Ausprägung der Stimmstörung unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ziel ist es, einen möglichst funktionsgerechten und ökonomischen Stimmgebrauch zu erreichen. Es wird dabei in folgenden Bereichen gearbeitet: Persönlichkeit (psychische Ursachen), Tonus (z.B. Entspannungsübungen, Lockerung), Atmung, Stimmgebung (bspw. Verbesserung der Resonanz) und Artikulation.
Die Therapie findet meist 2 Mal wöchentlich in Einzelsitzungen statt (ca. 45 Min.). Unterstützend wird häufig die Videokamera eingesetzt. Eine enge Kooperation mit dem Arzt (meist Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Phoniater) während der Behandlung ist selbstverständlich. Der Arzt stellt anfangs mittels spezieller Untersuchungen des Kehlkopfes fest, ob eine Stimmstörung vorliegt und eine logopädische Therapie notwendig ist.

Eine weitere Form von Stimmstörung ist die Stimmstörung bei Kindern (Juvenile Dysphonie). Sie tritt häufig im Alter von 5-10 Jahren auf. Dabei sind Stimmklang und/oder Lautstärke verändert, die Stimme klingt z.B. piepsig oder heiser bis zur Stimmlosigkeit (Flüstern). Eine ausführliche Familienanamnese ist erforderlich, Elternberatung häufig angezeigt.

Dysarthrie

Als Dysarthrie bezeichnet man Sprechstörungen (im Gegensatz zu Sprachstörungen), denen eine Fehlfunktion der Motorik der am Sprechvorgang beteiligten Organe (z.B. Zunge, Lippen, Gaumensegel) zugrunde liegt. Dabei sind die sog. Funktionskreise Atmung, Stimmgebung (Phonation) und Artikulation (Aussprache) betroffen.

Ursachen von Dysarthrien

Werden Gebiete des zentralen oder peripheren Nervensystems im Gehirn geschädigt, kommt es zu Dysarthrien. Ursächlich verantwortlich können bspw. sein: Morbus Parkinson, Multiple Sklerose (MS), Bulpärparalyse, Schädel-Hirn-Traumen nach Unfällen. In Abhängigkeit vom Ort der Hirnschädigung zeigen sich unterschiedliche Dysarthrieformen. Parallel sind auch Störungen der Körpermotorik wie Hypotonie, Hypertonie, Ataxie oder Hyperkinesen, die sich auch in den am sprechen beteiligten Funktionskreisen zeigen, zu beobachten.

Je nach Grad der Schädigung eines oder mehrerer Funktionskreise bilden sich unterschiedliche dysarthrische Erscheinungsbilder aus, wie z.B.

  •  undeutliche, verwaschene Artikulation (Aussprache)
  •  beschleunigtes oder verlangsamtes Sprechtempo
  •  abgehackte Sprechweise, monotones Sprechen
  •  zu lautes oder zu leises Sprechen
  •  rauer und gepresster Stimmklang, nasaler Stimmklang („Näseln“)
  •  Kurzatmigkeit

Dysarthrien können in ihrem Schweregrad und symptomatischen Erscheinungsbild sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. So sind Patienten mit sehr starken Dysarthrien oft kaum dazu in der Lage, verständliche Äußerungen zu produzieren, Patienten mit leichten Störungen können annähernd normal kommunizieren.

Logopädische Therapie

Nach genauer Abklärung der Ursachen der Dysarthrie durch den Neurologen wird eine eingehende Diagnostik mittels Testverfahren durchgeführt. Dabei werden Art und Ausmaß der gestörten Funktionskreise festgestellt und daraus die Therapieschwerpunkte abgeleitet. Übergeordnetes Ziel ist es, die Kommunikationsfähigkeit des Patienten so gut wie möglich wiederherzustellen. Die zielorientierte Arbeit an den Defiziten in den einzelnen Bereichen ist ein wichtiger Grundsatz. Fakultativ ist auch zu überlegen, ob alternative Kommunikationssysteme (Computer, Communicator) eingesetzt werden. Einen wichtigen Therapieschwerpunkt bildet auch die Beratung der Angehörigen des Patienten.

Schluckstörung (Dysphagie)

Als Schluckstörungen bezeichnet man Störungen der Nahrungsaufnahme. Sie können sich als Kau- und Trinkstörungen äußern. Die Lebensqualität kann durch solche Störungen immens beeinträchtigt sein. Essen und Trinken ist häufig nur noch schwer möglich (künstliche Ernährung mittels Sonde ist ggf. erforderlich), schwere gesundheitliche Störungen (z.B. Lungenentzündungen) können die Folge sein.

Ursachen von Schluckstörungen bei Erwachsenen

  •  Neurologische Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Hirnschädigung nach Unfall). Schluckstörungen treten hierbei häufig neben Sprach- und Sprechstörungen auf (s.a. Aphasie, Dysarthrie).
  •  Tumorerkrankungen im Mund-, Rachen- und Kehlkopfbereich. Nach operativen Maßnahmen bestehen im Mundraum häufig stark veränderte Gegebenheiten.
  •  Beeinträchtigungen von Kehlkopf bzw. Stimmbändern (z.B. Kehlkopfentzündungen oder Stimmbandlähmungen nach Langzeitbeatmung oder Schilddrüsenoperation.

Schluckstörungen im Kindesalter

Auch bei Kindern ist bei schweren organisch bedingten Schluckstörungen die notwendige Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr häufig eine zeit lang nur durch Sondenernährung zu gewährleisten. Das Erlernen des Sprechens ist durch fehlende Erfahrung normaler Bewegungsabläufe (gerade im Mundbereich) häufig sehr erschwert oder gar unmöglich. Bei funktionellen Schluckstörungen stoßen viele Kinder beim Schlucken mit der Zunge gegen die Vorderzähne (ca. 1000 mal am Tag!). Daraus resultieren Fehlstellungen der Zähne (z.B. Überbiss) und des Gebisses, im weiteren Verlauf auch Fehlbildungen von Lauten (z.B. Lispeln).

Organische Ursachen

  •  Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. Je nach Ausprägung treten auch bei Spalt-Kindern Probleme beim Saugen, Füttern und Schlucken auf. Funktionelle Ursachen
  •  Ungünstige Flaschenernährung (Flaschennuckeln als Angewohnheit oft bis ins Schulalter, falsche Flaschensauger)
  •  Falsche Nahrung (zu weiche und damit verbunden fast uschließlich süße Nahrung regt die Muskulatur im Mundbereich nicht genügend an)
  •  Nuckelangewohnheiten (sog. „habits“) wie Daumenlutschen oder zu lang anhaltendes Schnullerlutschen
  •  Behinderung der Nasenatmung (durch Infekte, Allergien, vergrößerte Rachen- und/oder Gaumenmandeln), dadurch kommt es zu offener Mundhaltung und damit zur Erschlaffung der Zungen- und Gesichtsmuskulatur

Logopädische Therapie

Bei schweren (meist organische bedingten) Schluckstörungen muss interdisziplinär (d.h. zusammen mit Arzt, ggf. Physio- und/oder Ergotherapeut) über die Art der Kalorienzufuhr entschieden werden. Der Logopäde soll die Voraussetzungen für die orale Nahrungsaufnahme schaffen. Ziel ist die Bahnung der „richtigen“, normalen Bewegungsmuster. Eine enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist hierbei von großer Bedeutung. Bei funktionellen Schluckstörungen wird meist die sog. myofunktionelle Therapie durchgeführt. Mittels verschiedener Übungen wird in Einzel- oder Gruppensitzungen die orofaciale Muskulatur (d.h. im Mundbereich) in ein Gleichgewicht gebracht, die richtige Zungenruhelage erarbeitet und schließlich der physiologische Schluckakt angebahnt und in den Alltag transferiert. Auch dabei ist die enge Kooperation mit dem Arzt (hier: meist Kieferorthopäde oder Zahnarzt) sehr wichtig.

Aphasie

Eine Aphasie ist eine zentral bedingte Sprachstörung, bei der die Sprachproduktion (z.B. das Bilden von Lauten, die Grammatik, der Wortschatz) und das Sprachverständnis beeinträchtigt sein kann. Meist ist auch das Lesen und Schreiben betroffen. Zusätzlich können noch weitere Funktionsausfälle, wie Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Sehstörungen und Lähmungen an Armen und Beinen (meist halbseitig) hinzukommen. Fälschlicherweise werden viele Patienten mit Aphasie häufig als „nicht richtig im Kopf“ angesehen. Diese Sichtweise ist falsch, da die intellektuelle Leistung unabhängig von der Sprachstörung ist. Auch Patienten mit schweren Sprachstörungen können über eine gute Intelligenz verfügen.

Ursachen von Aphasien

Wird das Sprachzentrum im Gehirn (es befindet sich bei ca. 95% aller Menschen in der linken Hirnhälfte) durch Krankheit oder Unfall beschädigt oder gar zerstört, kann eine Sprachstörung auftreten. Häufige Ursachen sind z.B. Schlaganfälle, Tumoren, Verletzungen der entsprechenden Gehirngebiete durch Unfälle, Schädigungen durch Abbauprozesse des Gehirns (z.B. Morbus Alzheimer) etc..

Hauptformen von Aphasie

Globale Aphasie: Schwerste Form der Aphasie. Die Patienten können meist nur wenige Worte, Silben oder nur unverständlich sprechen. Das Sprachverständnis ist schwer gestört.

Broca-Aphasie: Die Patienten haben Probleme, Sätze grammatikalisch richtig zu bilden. Häufig gelingen nur Ein-, Zwei- oder Drei-Wort-Äußerungen. Zusätzlich kommt es zu schweren Wortfindungsstörungen. Das Sprachverständnis ist aber relativ gut erhalten.

Wernicke-Aphasie: Hier ist der Sprachfluss meist gut erhalten bzw. häufig sogar beschleunigt. Die Sprache ist jedoch oft inhaltlich nicht sehr bedeutungsvoll, wirkt manchmal etwas „chaotisch“. Der Gesprächspartner hat deshalb oft Mühe, das Geäußerte zu verstehen. Auch das Sprachverständnis dieser Patienten ist meist erheblich gestört.

Amnestische Aphasie: Hierbei sind vor allem häufig Wortfindungsstörungen zu beobachten. Die Patienten finden oft nicht die richtigen Bezeichnungen oder Ausdrücke. Das Führen eines Gespräches ist mit amnestischen Aphasikern recht gut möglich.
Es existieren noch weitere Unterformen von Aphasien, die keinem der o.g. Aphasien zugeordnet werden können.

Logopädische Behandlung

Mit Hilfe eines Testverfahrens wird eingangs das Ausmaß und Form der Aphasie festgestellt. Es werden die Spontansprache, sowie die Fähigkeiten in der Sprachproduktion und im Sprachverständnis getestet.

Anhand des Testergebnisses kann dann eine spezielle, auf die Sprachstörung und den Patienten abgestimmte, Vorgehensweise in der Therapie geplant werden. Die Behandlung findet meist in Einzel-, aber auch in Gruppensitzungen statt. Die Angehörigen oder Bezugspersonen der Patienten werden von Anfang an in die Therapie miteinbezogen. Hier ein kurzer Überblick über die sehr umfangreichen Inhalte einer logopädischen Behandlung:

  •  Stimulierung von Lautäußerungen (vor allem zu Krankheitsbeginn)
  •  Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten (auch Lesen und Schreiben) durch sprachsystematisches Arbeiten in den Bereichen: Phonologie (Lautsystem), Syntax/Morphologie (Grammatik), Lexikon/Semantik (Wortschatz und Wortbedeutung)
  •  Angehörigenberatung und/oder -training Eine Aphasiebehandlung ist eine Langzeittherapie und dauert oft mehrere Jahre. Die Betroffenen müssen viel Geduld und Motivation mitbringen, um Fortschritte erreichen zu können.

Lese-Rechtschreibstörung

Unter dem Syndrom der umschriebenen Lese- und Rechtschreibstörung sind nach dem speziell für die kinderpsychiatrische Forschung entwickelten Multiaxialen Klassifikationsschema Störungen zu verstehen „deren Hauptmerkmal eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit ist, die nicht durch eine allgemeine intellektuelle Behinderung oder inadäquate schulische Betreuung erklärt werden kann“(Remschmidt und Schmidt 1986). Remschmidt (1987) ordnet die Lese-und Rechtschreibschwäche den Teilleistungsschwächen zu, wobei nach Graichen (1979) eine Teilleistungsstörung besteht bei Ausfällen sehr unterschiedlicher Funktionen, die aus dem übrigen Leistungsniveau eines Kindes herausfallen.

Nach §35a SGB VIIII, ICD-10 besteht eine Lese-Rechtschreibstörung, wenn im Intelligenztest ein IQ größer als 70 (durchzuführen z.B. vom Kinder- u. Jugendpsychiater, Schulpsychologen o.ä.) und im Rechtschreibtest ein Prozentrang von kleiner als 10 erreicht wird. Es muss eine Diskrepanz von 12 T-Wert-Punkten bzw. 1,2 Standardabweichungen zwischen beiden Testergebnissen bestehen.
LRS ist also eine Leistungsstörung, welche im Rahmen des konventionellen Lese- und Rechtschreibunterrichts zu einer Stagnation des Lernprozesses führt, während in anderen Leistungsbereichen primär dem Intelligenzniveau des Kindes entsprechende Leistungen erzielt werden.

Im englischsprachigen Raum wird von der „developmental dyslexia“ gesprochen.

Die Entwicklungsdyslexie und -dysgraphie meint eine schwere Störung des Schriftspracherwerbs unabhängig von intellektuellen, kulturellen und emotionalen Verursachungsfaktoren. Entwicklungsdyslexie und -dysgraphie ist ein international gebräuchlicher Begriff. Dyslexie steht für Lesestörung und Dysgraphie bzw. Dysorthographie für eine Rechtschreibstörung.
Der Begriff Legasthenie ist eng verbunden mit der Diskrepanz-Definition aus den 60-70er Jahren. Es wurde getrennt zwischen Schülern mit isolierter Legasthenie (wenn der IQ mindestens größer 85 war und der Rechtschreibtest einen Prozentrang von kleiner als 15 aufwies) und anderen Kindern mit Lese-und Schreibproblemen. Nur die Kinder mit einer „echten“ Legasthenie wurden gefördert und erhielten zusätzlich Notenbefreiung. Diese Trennung stellte sich als unsinnig heraus und wurde bald aufgehoben. Dieser vorbelastete Begriff sollte nicht weiter benutzt werden. Er trug wenig zur Entwicklung von Behandlungsansätzen noch zu Ursachenbeschreibung bei und führte eher zur Verunsicherung der Eltern und Lehrer.

Hypothesen zur Verursachung 

Generell ist von einem multifaktoriellen Bedingungsgefüge auszugehen.

  •  Die traditionelle Legasthenieforschung geht von einer allgemeinen Entwicklungsstörung der visuellen bzw. der auditiven Wahrnehmung aus sowie der Motorik bzw. der sensorischen Integration.
  •  Neuere Untersuchungen nehmen als Ursache Störungen der Sprachentwicklung an. Eine nicht rechtzeitig vor der Einschulung überwundene SES kann auch als nicht hörbare Störung der Entwicklung des phonologischen Systems zu einer Schriftspracherwerbsstörung führen.
  •  Forschungsergebnisse der kognitiven Neuropsychologie und der Neurolinguistik zeigen auf, dass die Probleme weniger in der allgemeinen kognitiven Verarbeitung zu suchen sind (z.B. der visuellen Wahrnehmung und Differenzierung) als in der kognitiven Weiterverarbeitung auf sprachlicher Ebene. Die Entwicklungsdyslexie ist als Folge „zentraler sprachabhängiger Verarbeitungsprobleme“ (Frank R.Veluntino, 1987) zu sehen, die eine Übertragung der visuellen Information in einen sprachlichen Code erschweren.
  •  Warnke (1992) geht von einer möglichen Kombination von Dysfunktionen aus:

Störung der räumlichen und /oder zeitlich sequentiellen Reizverarbeitung
gestörte verbale Verarbeitungsmechanismen
insgesamt verlangsamte Informationsverarbeitung

  •  Ellis und Young (1988) und Klicpera et al. (1993) fanden lang anhaltende Leistungsschwächen im verbalen Kurzzeitgedächtnis, beim Wortabruf und bei der Phonemanalyse.
  •  Weitere Einflussfaktoren sind schulische Lernbedingungen, familiäre Unterstützung sowie individuelle kognitive Lernvoraussetzungen und Lösungsstrategien.

Für logopädische Therapie in Frage kommende Kinder zeigen u.a. folgende Auffälligkeiten:

  •  im Vorfeld Auffälligkeiten während der Sprachentwicklung: auditive Differenzierungsschwäche (Laute können nicht gut unterschieden werden)
  • • Defizite in der Lautsynthese (das Zusammenziehen der Laute zu einem Wort gelingt nicht, es wird häufig buchstabiert)
  •  Defizite in der Lautsegmentierung (das Unterteilen eines Wortes in Silben und Laute fällt schwer)
  •  Verkürztes auditives Kurzeitgedächtnis
  •  Verkürztes visuelles Kurzzeitgedächtnis
  •  ADHS, ADS (Aufmerksamkeitsdefizit- (Hyperaktivitäts-)Störung)
  •  Auditive Durchgliederungsschwäche (z.B. Wörter können nicht aus Sätzen, Laute nicht aus Wörtern „gefiltert“ werden)
  •  Konzentrationsschwächen. Dies kann z.B. bei der Fehlerüberprüfung zum Problem werden: Obwohl das Kind die richtige Schreibweise kennt, übersieht es beim Überprüfen auf Grund zu geringer Konzentration den Fehler.

Logopädische Therapie

Basis der logopädischen Behandlung ist eine umfassende logopädische Befunderhebung/Diagnostik. Schon hier muss differenziert werden können, ob es sich um eine LRS im logopädischen Sinne handelt, oder ob andere Verursachungsfaktoren (z.B. psychische Faktoren, Lernbehinderung u.a.) für die Lese-Rechtschreibprobleme verantwortlich sind.

Eine ausführliche Anamnese, in die auch Arzt, Lehrer und ggf. Schulpsychologen einbezogen werden, ist ebenfalls Bestandteil der logopädischen Befunderhebung. Die o.g. möglichen Verursachungsfaktoren werden mittels standardisierter Tests und Screenings untersucht. Aus den Testergebnissen werden die Therapieschwerpunkte und -inhalte abgeleitet, zum Beispiel:

  •  Absolvierung eines speziellen Leselehrganges
  •  Übungen zur Verlängerung d. auditven und visuellen Merkspanne (jedoch nur bis zu einem best. Alter sinnvoll)
  •  Verbesserung der auditven Wahrnehmung (z.B. Differenzierungsfähigkeit zwischen ähnlichen Lauten, langen und kurzen Vokalen)
  •  Verbesserung d. Fähigkeiten zur Sprachdurchgliederung
  •  Verbesserung d. Fähigkeiten zur Lautsynthese u. -segmentierung
  •  Erarbeitung von Regelwissen (z.B. Groß-, Kleinschreibung)
  •  Elternberatung

Auf ärztliche Verordnung hin ist die Durchführung einer logopädischen Behandlung möglich, wenn eine auditiven Wahrnehmungsstörung (phonologische Dysfunktion, oder/und eine Störung der auditiven Merkspanne/des auditiven Gedächtnisses etc.) bestehen.

Besteht das Problem eher in der unzureichenden Kenntnis von Rechtschreibregeln, kann auch ein entsprechender Förderunterricht helfen, der ebenfalls in der Praxis angeboten wird.

Finanzierung der Therapie über das Jugendamt der Stadt Köln

Die Praxis hat mit der Stadt Köln eine Kooperationsvereinbarung gem. §77 SGB VIII über ambulante Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII bei Teilleistungsstörungen geschlossen. Die Therapie kann, sofern die o.g. gesetzlichen Voraussetzungen für das zu behandelnde Kind zutreffen, über das Jugendamt finanziert werden.

Hörstörungen

Bleibende oder vorübergehende Veränderungen am Hörorgan können zu Hörstörungen führen. Einschränkungen des Gehörs treten ein- oder beidseitig auf und kommen in kontinuierlicher Abstufung von fast normaler Hörfähigkeit über Schwerhörigkeit bis zum vollständigen Ausfall des Hörsinnes vor. Eine vollständige Taubheit oder Gehörlosigkeit tritt sehr selten auf. Die Einteilung von Hörstörungen richtet sich nach Ursache, Art, Ausmaß und Lokalisation des Hörverlustes.

Ursachen von Hörstörungen

Wie bei den meisten logopädischen Störungsbildern gibt es viele mögliche Ursachen: Z.B. erbliche Faktoren, pränatale Rötelinfektion der Mutter, als Folge von Masern-, Mumps- oder Meningitiserkrankung, chronische Mittelohrentzündung, Hörsturz als Erwachsener.
Ursache, Art und Ausmaß der Hörstörung und das Lebensalter, in dem eine Hörstörung auftritt, haben nicht nur verschiedenartige Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit der Patienten sondern auch auf ihre psychosoziale Situation (z.B. Einschulung in eine Gehörlosenschule) und damit auf ihre Gesamtentwicklung, und zwar im geistigen, emotionalen und psychosozialen Bereich.
Bei Hörstörungen kommt es beinahe immer zu Störungen der Sprache und des Sprechens oder der Stimme:

  •  undeutliche Aussprache
  •  eingeschränkter Wortschatz
  •  Dysgrammatismus
  •  ggf. als Folge Einschränkung der schriftsprachlichen Fähigkeiten. (s.a. Seite „Sprachauffälligkeiten bei Kindern)
  •  Laute und hohe, leise und dumpfe oder gepresste Stimmgebung, verstärkte Nasalität („Näseln“)
  •  Verzerrte oder monotone „Sprachmelodie“ (Prosodie)

Bei Kindern mit Sprachstörungen sollte deshalb stets eine Hörstörung als Verursachungsmöglichkeit in Betracht gezogen werden und unbedingt bei einer ärztlichen Diagnostik abgeklärt werden. Je früher eine Hörstörung erkannt wird (unter Umständen schon ab dem 6. Lebensmonat, wenn der Säugling aufhört zu lallen und zu gurren), desto früher können therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden, um die negativen Folgen einer Hörstörung auf die Kommunikationsfähigkeit entscheidend zu vermindern.

Logopädische Therapie

Bei Patienten mit Hörstörungen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Audiologen, Audiometristen und Gehörlosen /Schwerhörigenpädagogen von enormer Bedeutung. So wird ergänzend zur medizinisch-apparativen Versorgung der Patienten (Hörgerät, Cochlea-Implantat) logopädische Therapie notwendig. Schwerpunkte sind hierbei zum einen die Therapieinhalte aus der Behandlung mit sprachentwicklungsverzögerten Kindern (Aussprache, Satzbau, Wortschatz), zum anderen aber auch vertiefend

  •  auditive Wahrnehmung
  •  Lippenlesefähigkeiten
  •  Schriftsprachliche Fähigkeiten
  •  Stimmgebung
  •  Prosodie (Sprachmelodie)